Das Thema ist schwierig, Religionshass, also kollektive Hassaktionen im Namen von Religion.
Aber die Grundbotschaft ist ja dann doch auch ein Stück weit eine optimistische, nämlich,
wie in der Frage ja schon angedeutet wird, was kann man tun? Die Frage wäre nicht sinnvoll,
wenn ich nicht davon ausgehen würde. Man kann in der Tat einiges tun und darüber können wir
dann sicher auch noch diskutieren. So, das ist die Gliederung des Vortrags. Also ich schaue,
dass ich so in 35 Minuten ungefähr durchkomme, damit dann auch einige Zeit fürs Gespräch bleibt.
Was Religionshass ist, muss ich niemandem erklären. Ich will nur einige wenige Beispiele
bringen, um deutlich zu machen, dass die Phänomene im Einzelnen sehr unterschiedlich sind. Da gibt es
die Bilder, die wir alle kennen und es gibt Dinge, die wir weniger kennen. Etwa Bilder von brennenden,
koptischen Kirchen in Ägypten. Das ging durch die Bildschirme, über die Bildschirme in den letzten
Monaten. Also koptische Kirchen in Flammen gesetzt innerhalb einer Auseinandersetzung in Ägypten,
die ja ganz viele Fronten hat. Eine Auseinandersetzung, wo auch Muslime vor allem gegen Muslime stehen.
Was vielleicht weniger bekannt ist, in Bahrain sind Moscheen zerstört worden. Shiitische Moscheen,
mindestens 30. Und zwar in diesem Fall durch den Staat. Also mal sind nichtstaatliche Akteure die
jenigen, die solche Hassaktionen ins Werk setzen, mal sind es Staaten. Und oft ist es eine Kombination
von beidem. Es gibt dann terroristische Bombenanschläge, Drohungen, Gewalt etwa in Irak. Auch das sehen
wir leider häufig in den Medien. Oft betrifft es Minderheiten, wie zum Beispiel christliche Minderheiten,
die auch heute noch zum Teil die Zeche zahlen für den Irakkrieg. Die Christen haben ja George W. Bush
nicht ins Land gerufen und trotzdem gibt es ja solche Assoziationen. George W. Bush, Kreuzug
Christen und die einheimischen Christen werden sozusagen damit kollektiv in Geiselhaft genommen.
Syrien, ein Land, das zerfällt im Bürgerkrieg, wo auch die Fronten immer stärker sozusagen
religiös markiert werden. Ich war vor wenigen Wochen Mitte September im größten Flüchtlingslager
in Sartari an der Grenze zwischen Jordanien und Syrien. 125.000 syrische Flüchtlinge und angeblich
sind von diesen 125.000 syrischen Flüchtlingen alles sunnitische Muslime. Der UNHCR registriert 100
Prozent sunniten. Kann gar nicht sein. Kann gar nicht sein. Was es zeigt ist, da herrscht ein Klima der
Angst. Man traut sich gar nicht, was anderes zu sagen, als dass man sozusagen der Religion angehört,
die da die Mehrheit darstellt, zu sagen, ich bin übrigens alle wiete, ich bin übrigens Christ. Das
kann zu Mord und Todschlag führen und der UNHCR wäre gar nicht in der Lage, die Sicherheit dafür
zu garantieren. In Burma oder Myanmar Massenvertreibungen von vor allem Muslime
durch Buddhism, eine Konstellation, die manch pikompl生 möglich gehalten hatten, aber auch so
etwas ist öfters zu sehen. Da ist die Regierung nicht aktiv beteiligt bei diesen Massenvertreibungen,
tut allerdings auch wenig, um sie zu verhindern. Iran bekanntermaßen ein Land, in dem offiziell
die nur den islamischen Gruß aussprechen, Salam alaikum, wie man das alltäglich macht,
ist das schon blasphemisch möglicherweise oder wenn sie ihre Gebetsstätten Moscheen
nennt, ist das bereits blasphemisch und kann bestraft werden, wird auch bestraft.
Aber man muss ja nicht ganz so sehr entferne Länder ausschweifen, auch in unseren Breiten
gibt es Religionshass, also wenn man etwa sich anschaut Bürgerinitiativen gegen Moscheebauprojekte,
wir hatten ja jetzt auch so einige Turbulenzen, noch relativ mild im Vergleich zu anders,
wo in Nürnberg, wo eine Moschee übrigens genau diese Ahmadiyya-Gemeinde gebaut wird,
die in Pakistan heftige Verfolgung erleidet.
Es gab auch manchmal Aktionen, wo Moscheebaugrundstücke mit Schweineblut verschmiert worden sind,
oder also Leichenteile von Schweinen dahingeworfen sind, um die zu verunreitigen,
das ist also auch ein Element, sozusagen sehr drastischer, symbolischer Ausgrenzung.
Oder letztes Beispiel, Verwüstung von Friedhöfen.
Das zeigt, dass der Hass manchmal auch über den Tod hinaus reicht.
Etwa Zypern wäre ein Beispiel, wo der Konflikt zwischen Nord und Süd,
zwischen dem Süden, dem griechischen Süden, der sich als orthodox versteht,
dem türkischen Norden, wo Türkentum und Islam zum Teil in Verbindung gebracht werden,
eben sich auch nach wie vor in Vandalismus auf Friedhöfen austobt.
Was sind die Ursachen kollektiver, religiöser Hassaktionen?
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:42:36 Min
Aufnahmedatum
2013-10-19
Hochgeladen am
2013-10-31 11:30:47
Sprache
de-DE